Pflegeausbildung spielt sich ein

Barbara Lindemann (links) und Stephanie Husmann demonstrieren, wie sie an der Pflegepuppe “Herr Meyer” das Umlagern eines Patienten üben

„Bisher läuft es ganz gut“, sagt Claudia Kruhl, Abteilungs- und Teamleiterin der Berufsfachschule Pflege. „Aber es ist natürlich auch für die Schule eine Herausforderung.“ Bisher bot die BBS bereits eine Ausbildung zur Pflegeassistenz an, die Fachkräfte gab es also bereits. Nun komme die Koordination mit den verschiedenen Ausbildungsbetrieben, den Schülern und der Koordinierungsstelle beim Landkreis Cloppenburg hinzu. „Das spielt sich ein“, sagt Kruhl. Auch werde sicher noch etwas im Lehrplan zu regulieren sein.

In der Ausbildungsklasse treffen ganz junge Leute direkt aus der Schule auf Ältere. „Da prallen Lebenserfahrung und Berufserfahrung aufeinander, wir wachsen miteinander“, sagt Kruhl. Die jüngste Schülerin ist 17. Barbara Lindemann (54) aus Friesoythe hat ursprünglich Einzelhandelskauffrau gelernt, dann Kinder groß gezogen und arbeitete sechs Jahre als Pflegehelferin in einer Facheinrichtung für Intensivpflege in Barßel. „Ich wollte die Fachausbildung machen, um im Beruf mehr Verantwortung zu übernehmen“, berichtet Lindemann. Allerdings habe sie sich den Aufbau des Blockunterrichts anders vorgestellt. Es wird nämlich nicht in Fächern, sondern in der pädagogisch modernen Form in „curricularen Einheiten“ unterrichtet. Dabei wird dem Grad der Pflegebedürftigkeit gefolgt, beginnend mit der Versorgung und Unterstützung von Patienten mit wenig Pflegebedarf.

Ein wichtiger Beweggrund, noch einmal eine Ausbildung zu machen, war sowohl für Barbara Lindemann als auch für ihre Mitschülerin Stephanie Husmann (37), nach der Familienphase noch einmal Rentenpunkte zu sammeln. Husmanns Ausbildungsbetrieb ist das Seniorenheim Christopherus in Sedelsberg.

Dort möchte sie auch nach der Ausbildung weiterarbeiten, doch ein Außeneinsatz in einer Intensivpflege hat ihr gezeigt: „Das gefällt mir auch ganz gut.“

Die Praxiseinsätze zwischen dem Blockunterricht machen Stephanie Husmann am meisten Spaß: „Man lernt ganz andere Menschen, ein ganz anderes Klientel kennen“, sagt sie.

Da alle Generalistik-Schülerinnen und -Schüler in Betrieben arbeiten, in denen Erwachsene versorgt werden, kommt ein Problem im Lehrplan nicht so sehr zum Tragen: „60 bis 120 Stunden Praxis in der Kinderpflege – das ist eindeutig zu wenig“, sagt Barbara Lindemann. Damit könne eine generalistisch ausgebildete Fachkraft nicht einfach in eine Kinderklinik wechseln. Kruhl sieht das ebenso. Mit der generalistischen Ausbildung habe die Politik dem Fachkräftemangel begegnen wollen. „Sie will Ressourcen schaffen. Aber es bleibt den Einrichtungen überlassen, wie sie dann damit umgeht.“ So könne es sein, dass Kinderkliniken für generalistisch ausgebildete Kräfte künftig noch einmal Weiterbildungen ansetzen oder sie im laufenden Betrieb weiter schulen.

Text/Bild: Eva Dahlmann-Aulike, NWZ

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