“HIV und Aids sind nach wie vor wichtige Themen”

Rund 500 Jugendliche informieren sich zwanglos über Liebe, Sexualität und sexuell übertragbare Krankheiten

Große Vielfalt: Carolina Glübrecht erläutert als Moderatorin die unterschiedlichen Arten an Verhütungsmitteln. Foto: Stix.

Friesoythe (hsx). Vier Tage lang geht es im Forum am Hansaplatz um die Themen Liebe, Sexualität und Aids. Rund 500 Schüler der Berufsbildenden Schulen Friesoythe bekommen auf einem Mitmach-Parcours die Gelegenheit, sich über sexuell übertragbare Krankheiten, Schutz und Verhütung zu informieren.

In kleinen Gruppen wandern die Schüler durch die fünf Stationen und sind in Rollenspielen, Pantomimen, Diskussionen und Quizrunden aufgefordert, Fragen zu stellen und Antworten zu finden. „Es gibt bei Jugendlichen durchaus eine Hemmschwelle, über diese Themen zu sprechen“, weiß Jutta Göken von der Fachoberschule (FOS).

Auch deshalb übernehmen in Friesoythe nicht Lehrkräfte, sondern Schülerinnen und Schüler der FOS Gesundheit und Soziales die Moderation an den Stationen. Und das Konzept scheint zu funktionieren. „Die Freunde kennt man ja“, sagt Felix Fugel aus der 11. Klasse der Fachoberschule Wirtschaft. „Und ab einem gewissen Alter ist es nicht mehr peinlich, darüber zu reden.“

„Darüber“, das ist der Gebrauch von Kondomen, andere Verhütungsmittel, Treue und Seitensprung, Geschlechtskrankheiten, unterschiedliche Arten des Geschlechtsverkehrs und vieles andere, was in der Jugend wichtig wird. „Zum Thema sexuell übertragbare Krankheiten wird gerade mit Jugendlichen dieses Alters zu wenig gemacht“, sagt Annika Chmiel vom Gesundheitsamt des Landkreises Cloppenburg. „Dabei sind HIV und Aids nach wie vor wichtige Themen, auch wenn sie weitgehend aus der öffentlichen Diskussion und den Medien verschwunden sind. Die Zahl der Neuansteckungen ist seit Jahren konstant.“

Davon unbeeindruckt gehen die Jugendlichen mit Spaß, Elan und Interesse an die einzelnen Stationen heran. Da wird heftig darüber gestitten, ob über einen ausgeliehenen Rasierer HIV übertragen werden kann und über den Versuch gelacht, im simulierten Alkoholrausch ein Kondom über einen Kunststoffpenis zu streifen. „Die Atmosphäre ist gut, man schämt sich nicht, was zu sagen“, sagt Insa Feldmann. Und auch der Lernerfolg scheint zu stimmen. „Ich habe viele Verhütungsmittel neu kennengelernt und etwas über die Vor- und Nachteile ihrer Anwendung erfahren“, erzählt die Elftklässlerin.

Thea Appel und Carolina Glübrecht haben den Job übernommen, Verhütungsmittel und ihren Gebrauch zu erläutern. „Ich dachte, dass es mir sehr viel schwerer fallen würde, darüber zu reden“, sagt Thea, die sich mit 17 Klassenkameraden intensiv auf die Moderatorenrolle vorbereitet hat. „Aber es funktioniert gut. Wir gehen da locker ran, und so, wie man selbst mit dem Thema umgeht, so machen es auch die anderen.“

(Quelle: MT 15.05.2019)

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