Über das Erasmus-Programm können erstmals auch junge Frauen und Männer der drei beruflichen Gymnasien auf Reisen gehen. Am 27. Juni packen die ersten ihre Koffer.
Europa entdecken und als „Riesenchance“ begreifen: an den Berufsbildenden Schulen Friesoythe (BBS) kein plakativer Spruch, sondern gelebte Praxis. Seit 15 Jahren bewegen sich junge Frauen und Männer bereits weit aus der eigenen Komfortzone hinaus und sammeln Auslandserfahrungen. Durch den jetzt erzielten „größten Internationalisierungserfolg“ werden die Praktika über das „Erasmus“-Programm auf alle Schulformen ausgeweitet und in Höhe von über 1 Million Euro gefördert. „Das hat es so bislang noch nie gegeben“, verkündeten Lars Murra (Leiter der beruflichen Gymnasien) und Claudia Kruhl (stellvertretende Schulleiterin) die frohe Botschaft aus Brüssel.
Das Friesoyther Bewerbungsschreiben hat bei der Auswertung mit 94 von 100 Punkten überzeugt, die Projektdauer ist auf 5 Jahre angelegt. Dass erstmals Schüler der drei beruflichen Gymnasien Wirtschaft, Technik sowie Gesundheit und Soziales aufgefordert sind, ebenfalls für 2 bis 4 Wochen in einem von 26 EU-Mitgliedstaaten zu leben, zu lernen und zu arbeiten, „freut uns besonders“, betonte Murra, der sich seit langer Zeit überdurchschnittlich für das Thema Internationalisierung starkmacht.
Datenbank mit ausländischen Unternehmen ist geplant
Die ersten 65 Schüler packen bereits am 27. Juni ihre Koffer und reisen in das von ihnen favorisierte Land. Schwerpunktstaaten, mit denen die Botschafterschule „gute Kontakte“ pflegt, sind Italien, Spanien und Malta. Für Großbritannien heißt es durch den Brexit dagegen „game over“ und auch Corona sei in Sachen Netzwerk grundsätzlich nicht förderlich gewesen. „Das wird im kommenden Jahr aber wieder anders aussehen“, zeigt sich der Studiendirektor überzeugt und kündigt eine Datenbank mit Unternehmen in allen Nationen an, „die schnell wachsen“ soll.
Größtenteils organisieren sich die Schüler ihren Praktikumsplatz selbst und erhalten Reisekosten und Tagessätze für die Unterbringung und Verpflegung. Pandemiebedingt sind die meisten in Wohnungen untergebracht, aber die BBS-Verantwortlichen und ihre Partnerorganisationen vor Ort hoffen, dass sich nach der Krise wieder Gastfamilien finden, die sich für eine Aufnahme bereiterklären.
Vor Reiseantritt sind die Teilnehmer zum “Job-Knigge” eingeladen
Die Vorteile eines Auslandsaufenthalts seien nicht wegzudiskutieren: Die Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt werde intensiviert, die kulturelle und sprachliche Kompetenz gefördert und nicht zuletzt auch die europäische Identität gestärkt. „Von vielleicht etwas Heimweh abgesehen, kenne ich niemanden, der diese Reise bereut hat“, betonte Murra beim Blick auf vergangene Projekte und motiviert die jungen Leute ab 16 Jahren, solche Chancen als „enorme Attraktivitätssteigerung“ zu nutzen.
Da andere Länder manches Mal auch andere Sitten bedeuten, wird die Gruppe 2 Wochen vor Reiseantritt in einem Tagesseminar interkulturell trainiert. „Eine Art Job-Knigge, bei dem es um Sprache, Ansprache, Kleidung und Verhaltensweisen im Zielland geht“, informiert Claudia Kruhl, die mit Lars Murra als Ansprechpartner für alle Fragen zur Verfügung steht. Mit auf den Weg nach Italien, Spanien und Malta machen sich Kollegen und bieten zeitweise eine Begleitung an.
Text/Bild: Claudia Wimberg, OM Online