Während der eine Sohn wegen der Erkrankung eines Pferdes nicht zur Schule kommen konnte, war einem anderen „eine Sau auf den rechten großen Zeh gesprungen“. Wieder ein anderer war verhindert, weil ihn „eine Dameninfektion“ plagte und Maria besuchte nicht die Schule, „weil sie zu Hause bleiben musste“.
Entschuldigungen von Eltern aus längst vergangenen Zeiten. Auch diese Schreiben zum Schmunzeln sind neben einer wechselvollen Geschichte in der Chronik anlässlich des 100-jährigen Bestehens der „schulischen Berufsbildung in Friesoythe“ von 2009 veröffentlicht.
Ein Jubiläum feiern die BBS auch im August 2021: 25 Jahre Selbstständigkeit. Erste Amtshandlung der damaligen Schulleitung mit Margrit Frerichs und Dr. Georg Pancratz: Sie nahmen das Schild mit der Aufschrift „Berufsbildende Schule I Cloppenburg, Zweigstelle Friesoythe“ ab und legten es zu den Akten. Vollzogen wurden die neuen Strukturen der neuen Bündelschule aufgrund der Einrichtung des Wirtschaftsgymnasiums 1995. Aufgrund der damit verbundenen hohen Schüler- und Lehrerzahlen wäre die Leitung aus der Kreisstadt nicht mehr zu leisten gewesen.
Der Ursprung der schulischen Berufsbildung reicht bis ins Jahr 1903 zurück, als die „Berufsschule“ (gewerbliche Fortbildungsschule) gegründet wurde. Die „landwirtschaftliche Winterschule“ folgte 1909, die Hauswirtschaftsschule 1910 und die Handelsschule 1936.
Die ersten Schüler der Fortbildungsschule wurden nur sonntags im Rathaus für eineinhalb Stunden unterrichtet. Zensurenlisten und Zeugnisse gab es nicht. Das änderte sich im Laufe der Zeit mit steigenden Schülerzahlen und regelmäßigen Unterrichtszeiten. 1931 wurden im Amtsbezirk Friesoythe 6 gewerbliche Berufsschulklassen geführt.
3 Jahre später griff die Neuordnung des Berufsschulwesens, die unter anderem auch die Grundpflicht für den Schulbesuch regelte. Laut Chronik fand der neue, aus dem Weserbergland stammende Leiter Heinrich Nutt mit dem Aufbau der Schule seine „Lebensaufgabe“.
Hauswirtschaftlicher Unterricht ab 1910
Die Berufsschule wurde um eine landwirtschaftliche Ausbildungsschule ergänzt, die die „Winterschule“ ablöste. Seitdem galt die Berufsschulpflicht für in der Landwirtschaft tätige junge Menschen.
Hauswirtschaftlicher Unterricht wurde ab 1910 erteilt. Zunächst in Kursen. Die dort absolvierten Arbeiten wurden am Ende der Öffentlichkeit präsentiert, was die Schülerinnen, die vorwiegend aus der Landwirtschaft kamen, zu Höchstleistungen motivierte.
Das Berufsschulwesen entwickelte sich auf den verschiedensten Ebenen erfolgreich weiter. Damit waren im Laufe der Jahrzehnte verschiedene Standorte und auch bauliche Maßnahmen verbunden. Neben dem Rathaus fand der Unterricht im alten Amtsgebäude und in der Stadthalle statt. Anfang der 30er Jahre wurde die Landwirtschaftsschule an der Thüler Straße sowie 1957 in einem Neubau an der Barßeler Straße (Ludgeri-Schule) eingerichtet. Die Berufsschule fand 1951 am Scheefenkamp eine Heimat und wurde 1955 und 1987 erweitert. Dort findet sich heute der gesamte gewerblich-technische, sozialpädagogische, pflegerische und hauswirtschaftliche Bereich.
Am Standort Thüler Straße richtete sich 1960 in den früheren Räumen der Landwirtschaftsschule die Mittlere Handelsschule ein, 1978 folgte die Höhere Handelsschule. Ab 1995 gab es dann auch das Wirtschaftsgymnasium am Standort, an dem auch die zentrale Verwaltung ansässig ist. Komplettiert wird das gymnasiale Angebot heute vom Technischen Gymnasium sowie vom Beruflichen Gymnasium Gesundheit und Soziales. An der Thüler Straße sind darüber hinaus alle Berufs- und Berufsfachschulen der Wirtschaft untergebracht.
(Text/Bild: Claudia Wimberg, OM Online vom 11.06.2021)