Elftklässler der BBS Friesoythe initiieren Projekt gegen Rassismus
„Ich kann joggen gehen, Ahmaud Arbery durfte es nicht.“ „Ich kann laute Musik spielen, Jordan Davis durfte es nicht.“ „Ich kann unbewaffnet vor einem Polizisten wegrennen, Walter Scott durfte es nicht.“ „Ich kann atmen, George Floyd durfte es nicht.“ Insgesamt sind es 15 Beispiele, die unter der Überschrift „Was Weiße dürfen, aber Schwarze nicht“ an Opfer von rassistisch motivierter Gewalt erinnern. Darunter auch die Anschläge von München und Hanau mit insgesamt 18 Toten.
Der Tod des Afroamerikaners George Floyd und die daraus resultierende „Black-lives matter-Bewegung“ gab den Ausschlag für die Elftklässler des Beruflichen Gymnasiums Gesundheit und Soziales, das Thema Rassismus deutlich in den Fokus zu rücken „und unser Zeichen der Anteilnahme zu setzen“, stellte Dorothee Hinrichs aus Sedelsberg das spontan initiierte und im Foyer öffentlichkeitswirksam in Szene gesetzte Projekt vor, „das uns am Herzen liegt“. Viel mehr müsse über Ausgrenzung und Diskriminierung, über Respekt und Fairness gesprochen werden, unterstreichen die 20 jungen Frauen und Männer der BBS Friesoythe. Und: „Es gibt keinen Wandel, wenn wir nicht aktiv werden“, sagt Dorothee Hinrichs. Schweigen sei keine Option.
Maira Meschkat aus Ahrensdorf hat dem Thema ein Gesicht mit Symbolkraft gegeben. „Racism speaks“ steht auf den Lippen einer schwarzen Frau, Hände umklammern ihren Hals. Die eine Hand schnürt ihr die Kehle zu, um ihr den Mund zu verbieten, die andere löst sich jedoch, „um zu sprechen“ und entscheidende Botschaften auszusprechen, in dessen Buchstaben die Frau eingebettet ist: „I don‘t wanna be black, I don‘t wanna be white, I just wanna be human“, heißt es in roter Signalfarbe. Als Mahnung, vielleicht auch als Warnung, ganz sicher aber als Motivation. Der Mensch steht im Mittelpunkt ungeachtet seines Äußeren, seiner Herkunft, seiner Kultur und Religion.
Das Bild „spricht im wahrsten Sinne für sich“, sagt die Künstlerin, die froh ist, Teil einer von Toleranz geprägten Generation zu sein. „Über die modernen Medien bekommen wir jede Meinung mit, sind nicht von vorgefertigten Ansichten abhängig und können auch dadurch ganz gut filtern“, erklärt Maira Meschkat.
Mohan Brinkmann aus Strücklingen, der aufgrund seiner Hautfarbe rassistische Bemerkungen kennt, erläutert die Forderungen für eine vorurteilsfreie und friedliche Welt. „Ich will…“ leitet die kurzen Statements, wie „gleichberechtigt werden, jeden Job ausüben, keine Ausbeutung“, ein. Homophobie sei immer wieder ein großes Thema, wissen die Jugendlichen, und Gewalt dürfe nie mit Gewalt begegnet werden. George Floyd blieb der lebensnotwendige Anspruch verwehrt: „Ich will atmen.“
(Bild/Text: Claudia Wimberg MT, 14.07.2020)