Zwei Schüler haben sich kurzfristig in die Quarantäne abgemeldet. Warum genau, muss Heiner Bahlmann noch herausfinden und greift zum Telefon, um das persönliche Gespräch zu führen und alle Fragen zu klären. „Wir gehen jeder Mitteilung detailliert auf den Grund“, sagt der Beauftragte für Arbeits- und Gesundheitsschutz der Berufsbildenden Schulen Friesoythe (BBS). Das Wort „Corona“ kann er eigentlich kaum noch hören, „aber es nützt ja alles nichts“, weiß der 64-Jährige, der sich sein letztes Schuljahr vor der Pension entspannter vorgestellt hat. Stattdessen saß er auch einen Großteil der Ferien in der Schule, muss für die drei Standorte drei Hygienekonzepte schreiben und sie den immer wieder veränderten Verfügungen anpassen. Darüber hinaus führt er täglich zahlreiche Gespräche mit besorgten Eltern oder chattet noch spätabends mit Schülern.
Das Wort „Corona“ kann er eigentlich kaum noch hören, „aber es nützt ja alles nichts“, weiß der 64-Jährige, der sich sein letztes Schuljahr vor der Pension entspannter vorgestellt hat.
Stattdessen saß er auch einen Großteil der Ferien in der Schule, muss für die drei Standorte drei Hygienekonzepte schreiben und sie den immer wieder veränderten Verfügungen an-passen. Darüber hinaus führt er täglich zahlreiche Gespräche mit besorgten Eltern oder chattet noch spätabends mit Schülern.
Klingel erinnert an Lüftung der Klassenräume
In den Klassenräumen trifft der Abteilungsleiter für Fachoberschulen sie grundsätzlich bei geöffneten Türen, die Fenster stehen nach 20 Minuten für fünf Minuten offen. Dafür sind Schüler als Lüftungsbeauftragte zuständig, die in manchen Räumen auch durch ein Klingelzeichen daran erinnert werden. Kuscheldecken gehören vor allem bei den jungen Frauen zur aktuellen Schulausrüstung, wer möchte, kann seine Jacke anbehalten. „Das funktioniert hier alles ganz gut“, lobt Bahlmann die Schulgemeinschaft, die sich an die Regeln hielte und die Schutzmaßnahmen akzeptiert.
Schwieriger wird es nach Schulschluss. Vier junge Männer steigen dann beispielsweise ins Auto, nehmen ihre Mund-Nasen-Bedeckungen ab, wollen gerade losfahren, als sie hören: „Sagt mal, brennt bei euch der Helm?“ Die Botschaft eindeutig, der Ton aber wohlwollend, „denn das ist ganz häufig Gedankenlosigkeit und keine Ignoranz“, kennt der Pädagoge seine „Pappenheimer“. Insgesamt verzeichne er jedoch angesichts der hohen Zahlen ein sensibleres Verhalten auch im privaten Bereich. „Unsere Schüler sind vorsichtiger im Freizeitverhalten geworden und bleiben auch mal zu Hause.“
Homeschooling gehört nach wie vor zum Stundenplan. Kollegin Jutta Göken bereitet gerade die nächste Videokonferenz mit Schülern aus dem Pflegebereich vor. Live von zu Hause zugeschaltet verfolgt ein Teil der Klasse den Unterricht vor dem heimischen Bildschirm.
„Können nicht Wasser predigen und Wein trinken“
Vor verschlossenen Ausgaben stehen die BBS-Schüler und Gymnasiasten momentan in den Mensen am Standort Thüler Straße und Scheefenkamp. „Wir machen es zurzeit wie die Restaurants und schließen“, sagt der Studiendirektor. Abgepackte Brötchen und kleine Snacks werden jedoch vormittags angeboten. Darüber hinaus versorgen sich die jungen Frauen und Männer in nahe liegenden Supermärkten. Das private Leben hat Heiner Bahlmann seinem beruflichen angepasst. „Wir können ja nicht Wasser predigen und Wein trinken und müssen das, was wir vorschreiben, auch vorleben“, sagt der Friesoyther, der auch bei manchem Einkauf gerne die ein oder andere Belehrung loswerden würde, „wenn der Schutz die Nase nicht bedeckt und Leute meinen, sie müssten sämtliches Obst und Gemüse im Regal erst mal anfassen“.
Für den Sommer 2021 plant er dann seinen Abschied aus dem Schulleben. „Und hoffentlich auch von Corona“, sagt Bahlmann. Glauben kann er das aber noch nicht.
(Text: Claudia Wimberg (MT), 25.11.2020 / Bild: cl)