Zum ersten Mal arbeiten Schüler von drei Schulformen an den BBS in Friesoythe an ihrer Hochschulreife. Doch für sie und ihre Lehrer ist durch die Pandemie alles anders.
Am Freitag, 13. März, war für den Abiturjahrgang der Berufsbildenden Schulen (BBS) in Friesoythe die reguläre Schulzeit wegen der Corona-Pandemie abrupt zu Ende. Jetzt kann es zumindest eine Zeugnisfeier geben, bei der sich der ganze Jahrgang noch einmal trifft. Wie sich die vergangenen Monate für Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte gestaltet haben, berichtet Studiendirektor Lars Murra, Abteilungsleiter der beruflichen Gymnasien der BBS und fünf Schülerinnen, die die Abschlussfeier am 10. Juli vorbereiten.
Abteilungsleiter für die Beruflichen Gymnasien Lars Murra mit Linda Straub (von links),
Charlotte Fleuren, Talea Nienaber, Wiebke Hodes und Kathrin Stoffers
Es wäre sowieso ein besonderes Jahr gewesen: Zum ersten Mal gab es Abiturienten des Berufsbildenden Gymnasiums Gesundheit und Soziales, Schwerpunkt Sozialpädagogik. Zusätzlich zu den Gymnasien Wirtschaft sowie Technik und Mechatronik.
Lehrer und Schüler saßen an besagtem Freitag vor zwei Monaten in der letzten Schulstunde des Tages. Sie hatten noch zwei Wochen Präsenzunterricht vor sich, bevor es in die Lern- und Prüfungsphase gehen sollte. Da kam die Durchsage, dass die Schulen wegen der Corona-Pandemie geschlossen werden. „Das war ein ganz komischer Moment, als wir bemerkt haben, das sind jetzt die letzen 15 Minuten unserer regulären Schulzeit“, berichtet Wiebke Hodes, die im Abizeitungskomitee ist.
Alles schöne Drumherum in einem Abschlussjahr musste wegfallen: Abifeten, Mottowoche, Abi-Gag – „Wir hätten uns auch am Wochenende getroffen, um uns auszutauschen. Aber die Möglichkeit gab es nicht“, berichtet Kathrin Stoffers.
Stattdessen ging das Lernen zu Hause los. Zum Glück sei es nur noch ums Wiederholen des Abistoffes gegangen, sagt Schul- und Jahrgangssprecherin Linda Straub: „Wir haben gemerkt, wie sich die Lehrer angestrengt haben. Es war eine große Hilfe, dass sie immer erreichbar waren und wir unsere Fragen loswerden konnten.“ Ein „Rettungsanker“ sei der Unterricht gewesen, der mit der Lockerung wieder möglich war, ergänzt Wiebke Hodes. Dort konnten die Schüler vergleichen, ob sie ausreichend gelernt hatten.
Derweil hätten die Lehrkräfte und die übrigen Schulmitarbeiter viel zu tun gehabt, um den Unterricht und die Prüfungen vorzubereiten, berichtet Murra. Allein das Entwerfen eines Hygienekonzept und das Verändern des Raum- und Stundenplans habe „unglaublich viele Arbeitsstunden“ gekostet, erzählt er. Statt fünf bis sechs Prüfungsaufsichten, wurden 25 benötigt, weil sich nicht so viele Menschen in einem Raum aufhalten durften.
Außerdem verschoben sich die Prüfungen nach hinten und trafen zusammen mit anderen Abschlussprüfungen. „Für die Kollegen bedeutet das eine Belastung, die wir so sicher noch nicht hatten“, sagt Murra. Anschließend durften die Schüler sich nicht treffen, sondern stiegen in ihre Autos.
Bemerkenswert: Von den 94 zum Abitur zugelassenen Schülern musste keiner eine Prüfung verschieben. „Das haben wir noch nie gehabt“, sagt Murra. Irgendjemand habe immer mal eine Grippe gehabt und habe in die Nachprüfungstermine gehen müssen. Das Problem hatte der Corona-Jahrgang nicht.
(Bild/Text: Eva Dahlmann-Aulike NWZ, 18.06.2020)