Zur “Mini-Berufsorientierung” besuchten Viertklässler der Friesoyther Ludgerischule den Standort Scheefenkamp. Die Premiere, Kinder fürs Handwerk zu begeistern, gelang, das Projekt soll weiterlaufen.
Die Sauggreifer stapeln die bunten Bauklötze systematisch um. Wann der Roboter welches Stück in eine neue Position bringt, ist per Software von den kleinen Informatikern zuvor programmiert worden, die sich fit am PC präsentierten. „Die Begeisterung ist unglaublich“, freut sich Carsten Vaske, Abteilungsleiter Technik, mit seinen Kollegen und Fachpraxislehrern, Antonius Kanne und Klaus Schrand, über Eifer und Ehrgeiz seiner Schüler auf Zeit.
Sind es in ihrem Alltag Jugendliche und junge Erwachsene, die sie an den Berufsbildenden Schulen (BBS) Friesoythe unterrichten, waren nun Grundschüler der Ludgerischule bei ihnen zu Gast. Ungewohnt, aber für die Pädagogen eine Premiere, der sie sich nicht zuletzt aufgrund der großen Motivation ihrer Schützlinge gerne annahmen.
Die „Mini-Berufsorientierung“ zur Probe fand erstmals an den BBS statt, um fürs Handwerk zu werben und Impulse zu setzen, begründet Martina Willer, Pädagogische Mitarbeiterin des Caritas-Sozialwerkes im Kooperationsprojekt „Region des Lernens”. Eigentlich für Acht- und Neuntklässler der allgemeinbindenden Schulen organisiert, „möchten wir nun bereits Viertklässlern handwerkliches Arbeiten näherbringen“, so Willer weiter. Zweifel an dieser Idee seien schon vorhanden gewesen, verhehlt sie nicht, aber sie seien nach den ersten Minuten schnell verflogen.
Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung
Bestärkt worden seien sie auch von der Grundschule selbst. Dort hatten Lehrerinnen kurz zuvor eine Abfrage gestartet, wer denn mal was werden möchte. Häufigste Antworten: You-Tuber, Influencer und Fußballer. “Somit kam ihnen unsere Anfrage gerade recht”, verrät die Initiatorin schmunzelnd. Insgesamt vier Klassen wurden danach am Standort Scheefenkamp willkommen geheißen.
Für Oberstudiendirektorin Marlies Bornhorst-Paul ist die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung wichtig. So wolle die Schule auch ein Signal setzen und der immer noch weit verbreiteten Annahme begegnen, allein das Abitur führe in eine vielversprechende berufliche Zukunft.
Von Job und Schulabschluss sind die Ludgerischüler zwar noch weit entfernt, doch sie fühlten sich in den modernen Werkstätten sichtlich wohl. Im Sachunterricht waren sie bereits in die „Geheimnisse der Elektrizität“ eingetaucht, die sie nun ganz praktisch und handfest auch lüften konnten.
Verantwortliche planen Weiterführung des Projekts
Auf Steckboards wurden sie aufgefordert, einen Stromkreis zu erstellen und die Spannung so zu verändern, dass die Glühlampe heller oder dunkler wird. Die Mädchen und Jungen lernten darüber hinaus das von Elftklässlern gebaute Solarfahrzeug kennen und erlebten Strom aus Lichtenergie. 3D-Drucker, Laser und Roboter stellten sich ihnen ebenfalls vor und durften bedient werden.
Angesichts des erfolgreichen Debüts planen die Verantwortlichen eine Weiterführung des Projekts. Dann soll es rund um das Thema Pflege gehen.
Text/Foto: Claudia Wimberg, OM-Online