„Die Ukraine hat unsere Solidarität verdient!“

David McAllister (oben rechts), Mitglied des europäischen Parlaments und ehemaliger Ministerpräsident von Niedersachsen im Gespräch mit Schülerinnen und Schülern der BBS Friesoythe

„Seit dem 24. Februar ist die Welt eine andere. Russland hat in nie dagewesener Weise Europa angegriffen und eine brutale Verletzung des internationalen Völkerrechts begangen. Die staatliche Integrität und Souveränität ist eklatant verletzt worden.“ Mit diesen Worten leitete David McAllister, Abgeordneter der Europäischen Parlaments, ein einstündiges Interview über eine Videokonferenz ein. Der Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Europäischen Parlaments nahm sich Zeit, um Juniorbotschafterinnen und Juniorbotschafter des Europäischen Parlaments verschiedener Botschafterschulen ins Gespräch zu kommen. Das Thema: Der Krieg in der Ukraine.

Von den Berufsbildenden Schulen in Friesoythe nahmen sechs Schülerinnen und Schüler (Teresa Emke, Maite Plump, Justin Geesen, Joel Haskamp, Malte Meinig und Denis Mirontschenko) aus unterschiedlichen Geschichtskursen der Beruflichen Gymnasien (Jahrgang 12) daran teil. Immer wieder hatten alle Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, David McAllister Fragen rund um die grausamen Ereignisse zu stellen, die ca. 900 km von uns entfernt geschehen.

Wie lange der Krieg noch andauere, wisse niemand: „Es liegt allein in der Hand von Putin, dieses sinnlose Blutvergießen zu stoppen“, mahnte er in Richtung Russland. Das kurzfristige Ziel müsse allerdings sein, einen Waffenstillstand zu erringen. In diesem Zusammenhang stellten die Schüler der BBS Friesoythe die Frage, inwieweit der Strafgerichtshof tätig werde in Zeiten des Krieges. McAllister betonte, dass die Verantwortlichen ausnahmslos zur Rechenschaft gezogen werden müssen. Ebenso seien die Oligarchen in der Verantwortung. Beispielsweise könne ihr Vermögen für den Wiederaufbau der Ukraine genutzt werden.

Videokonferenz mit David McAllister

Die Europäische Union formiert sich indessen in Sachen EU-Außenpolitik neu. So gäbe es drei große Politikfelder, die überdacht werden müssten. Erstens die EU-Sicherheits- und Verteidigungsstrategie, zweitens die Energiepolitik in Europa und drittens eine Autonomie in Sachen Ernährungs- und Versorgungssicherheit.

Insgesamt hätten bislang 3 Mio. Menschen die Ukraine verlassen und seien in verschiedenste europäische Länder geflüchtet. Auch nach Deutschland flüchten viele Menschen aus dem Kriegsgebiet, um sich in Sicherheit zu bringen und „viele weitere Millionen werden kommen“, sagte der Politiker. In der nahen Zukunft sei es eine sehr große Herausforderung, diesen Menschen Unterstützung zu gewährleisten und eine Zuflucht zu bieten.

Kurzfristig müssten Unterkünfte geschaffen, die Betreuung der Kinder muss gewährleistet werden, die Flüchtlinge bräuchten medizinische Hilfe, und nicht zuletzt auch wieder das Gefühl der Sicherheit. Mittelfristig müsse es gelingen, die Menschen aktiv in die Gesellschaft und in den Arbeitsmarkt zu integrieren, wenn sie denn bleiben möchten. McAllister betonte, dass auch viele Flüchtlinge zurück in ihre Heimat wollen, wenn die Lage sich stabilisiert habe. Er bedankte sich ausdrücklich für das unglaubliche ehrenamtliche Engagement, dass jetzt sichtbar werde. Dies sei bewundernswert. Auf die Frage hin, wie man mit dem Problem umgehen solle, wenn Menschen mit russischem Migrationshintergrund diskrimiert würden, sagte McAllister, dass der Krieg allein von Putin ausgehe und Mitbürgerinnen und Mitbürger, die aus Russland kämen in keiner Weise damit zu tun hätten. „Dieser völkerrechtswidrige Angriffskrieg auf die Ukraine geht allein von Russland bzw. von Putin aus“, so der Politiker in sehr scharfer und bestimmender Weise und er sagte weiter: „Putin hat uns alle belogen.“

Natürlich waren auch die Informationsquellen ein Thema in den Fragen der Schüler. Insbesondere die Frage danach, durch welche Medien (Soziale Medien, TV-Sender, Zeitungen) sich die Menschen über den Krieg informieren und wie glaubhaft sie sind. McAllister ließ in diesem Zusammenhang kein gutes Haar an dem russischen Sender RUSSIA TODAY. Dieser sei manipulativ und voll von Propaganda. Der Sender versuche mit Fake-News die Bevölkerung zu manipulieren. Doch in Kriegszeiten sei es so wichtig, mit Informationen und Wahrheiten von unabhängigen Beobachtern den Fake-News entgegenzutreten.

Zu Abschluss des Gesprächs fand McAllister sehr eindringliche Worte: „Es sind schon jetzt zu viele Menschen gestorben. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird noch brutaler gegen die Zivilbevölkerung vorgegangen, weil militärische Erfolge seitens Russlands ausbleiben. Lasst uns beten, dass dieser Krieg bald zu Ende geht. Die Ukraine hat unsere Solidarität verdient!“

Text/Bild: Ralf Stammermann, BBS Friesoythe

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